PCOS verstehen: Symptome, Ursachen & medizinische Hintergründe
- Fem Health Check
- 16. Apr.
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 14. Aug.
Das Polyzystische Ovarialsyndrom (PCOS) ist eine der häufigsten hormonellen Störungen bei Frauen im gebärfähigen Alter. Schätzungen zufolge sind weltweit 6–10 % betroffen, wobei die Dunkelziffer höher liegen könnte. Die Erkrankung äußert sich in einem komplexen Zusammenspiel aus Zyklusstörungen, Stoffwechselveränderungen und hormonellen Dysbalancen. Dieser Artikel beleuchtet die medizinischen Grundlagen, ohne Therapieempfehlungen zu geben, und ordnet PCOS in den aktuellen wissenschaftlichen Kontext ein.

Definition und Einordnung
PCOS ist eine endokrinologische Erkrankung, die durch eine Kombination mehrerer Symptome definiert wird. Die medizinische Diagnostik stützt sich häufig auf die sogenannten Rotterdam-Kriterien:
Zyklusstörungen oder ausbleibender Eisprung (Oligo-/Anovulation)
Klinische oder laborchemische Anzeichen einer Hyperandrogenämie
Polyzystische Ovarien im Ultraschall
Mindestens zwei dieser Kriterien müssen erfüllt sein, um die Diagnose zu stellen. PCOS ist keine einheitliche Erkrankung, sondern ein Syndrom mit unterschiedlichen Ausprägungen.
Hormonelle Veränderungen
Bei PCOS kommt es häufig zu einer veränderten Funktion der Hypothalamus-Hypophysen-Ovar-Achse. Charakteristisch ist ein erhöhtes Verhältnis von luteinisierendem Hormon (LH) zu follikelstimulierendem Hormon (FSH). Dies führt zu einer verstärkten Androgenproduktion in den Ovarien. Androgene, wie Testosteron, können wiederum die Reifung der Eibläschen stören, was zu ausbleibenden Eisprüngen führt.
Auch Insulin spielt eine zentrale Rolle. Viele Betroffene weisen eine Insulinresistenz auf, die die Androgenproduktion zusätzlich verstärken kann. Dieser Stoffwechselaspekt ist nicht nur für den Zyklus relevant, sondern auch für langfristige Gesundheitsrisiken.
Symptome im Überblick
Die Ausprägung der Symptome variiert stark zwischen Betroffenen. Häufig treten auf:
Unregelmäßige oder ausbleibende Menstruationszyklen
Erhöhte Körperbehaarung (Hirsutismus), oft im Gesicht, Brust- oder Bauchbereich
Akne, besonders im Kinn- und Kieferbereich
Gewichtszunahme oder Schwierigkeiten beim Abnehmen
Haarausfall im Stirnbereich (androgenetische Alopezie)
Zystenähnliche Veränderungen an den Eierstöcken im Ultraschall
Nicht jede Frau mit PCOS zeigt alle Symptome – die Kombination und Intensität sind individuell.
Mögliche Ursachen
Die Entstehung von PCOS ist multifaktoriell und nicht vollständig geklärt. Diskutierte Faktoren sind:
Genetische Prädisposition: PCOS tritt familiär gehäuft auf.
Hormonelle Dysregulation: Ungleichgewicht zwischen LH und FSH.
Insulinresistenz: Verstärkt Androgenproduktion und stört den Zyklus.
Chronische Entzündungsprozesse: Erhöhte Entzündungsmarker werden bei manchen Patientinnen festgestellt.
Es handelt sich nicht um eine „selbstverschuldete“ Erkrankung, sondern um ein komplexes Zusammenspiel aus genetischen und physiologischen Faktoren.
Diagnostik
Die Diagnosestellung erfolgt in der Regel durch eine Kombination aus Anamnese, körperlicher Untersuchung, hormoneller Blutuntersuchung und Ultraschall der Ovarien.Laborwerte, die häufig überprüft werden, sind u. a. Testosteron, DHEAS, LH, FSH, Prolaktin und TSH. Zudem wird der Glukosestoffwechsel oft durch einen oralen Glukosetoleranztest überprüft.
PCOS und Langzeitrisiken
Neben den unmittelbaren Symptomen kann PCOS langfristig das Risiko für weitere Gesundheitsprobleme erhöhen, darunter:
Typ-2-Diabetes
Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Fettstoffwechselstörungen
Endometriumhyperplasie durch unopponiertes Östrogen
Diese Aspekte unterstreichen die Bedeutung einer frühzeitigen Diagnose und kontinuierlichen medizinischen Betreuung.
Aktuelle Forschungsperspektiven
Neuere Studien befassen sich mit der Rolle von Umweltfaktoren, epigenetischen Veränderungen und dem Mikrobiom im Zusammenhang mit PCOS. Auch die Interaktion zwischen Insulin, Leptin und anderen Stoffwechselhormonen wird intensiv untersucht.
Fazit
PCOS ist ein komplexes Syndrom, das weit über Zyklusstörungen hinausgeht. Die Erkrankung beeinflusst hormonelle, metabolische und psychische Aspekte der Gesundheit. Eine neutrale, faktenbasierte Aufklärung hilft Betroffenen, ihre Symptome einzuordnen und den medizinischen Kontext zu verstehen. Forschung und Diagnostik entwickeln sich kontinuierlich weiter, was langfristig zu einem differenzierteren Verständnis dieser häufigen endokrinen Störung beitragen dürfte.