Post-Pille-Amenorrhö: Wenn der Zyklus nach dem Absetzen ausbleibt
- Fem Health Check
- 13. Juni
- 2 Min. Lesezeit
Viele Frauen setzen hormonelle Verhütungsmittel ab, um ihren natürlichen Zyklus wiederzuerlangen – sei es aus gesundheitlichen Gründen, wegen eines Kinderwunsches oder persönlicher Präferenz. In den meisten Fällen kehrt die Menstruation innerhalb weniger Wochen bis Monate zurück. Bei manchen bleibt sie jedoch aus – ein Phänomen, das als Post-Pille-Amenorrhö bezeichnet wird. Dieser Artikel beleuchtet die medizinischen Hintergründe, mögliche Ursachen und den aktuellen Forschungsstand.

Definition und medizinische Einordnung
Unter Post-Pille-Amenorrhö versteht man das Ausbleiben der Menstruationsblutung für mindestens sechs Monate nach dem Absetzen oraler Kontrazeptiva, ohne dass eine Schwangerschaft vorliegt. Die Diagnose ist eine Ausschlussdiagnose – das bedeutet, andere Ursachen wie Schilddrüsenerkrankungen, Hyperprolaktinämie oder PCOS müssen zuvor ausgeschlossen werden.
Wie hormonelle Kontrazeptiva wirken
Orale Kontrazeptiva – ebenso wie hormonelle Pflaster oder Vaginalringe – enthalten meist eine Kombination aus Östrogen und Gestagen. Diese Hormone unterdrücken den Eisprung, indem sie die Signalkette der Hypothalamus-Hypophysen-Ovar-Achse beeinflussen.
Während der Einnahme wird die körpereigene Produktion von luteinisierendem Hormon (LH) und follikelstimulierendem Hormon (FSH) deutlich reduziert. Nach dem Absetzen muss diese Achse ihre Funktion erst wieder aufnehmen – ein Prozess, der unterschiedlich schnell verläuft.
Mögliche Ursachen der Amenorrhö nach der Pille
Die Gründe für das Ausbleiben der Menstruation sind vielfältig und oft multifaktoriell. Häufig diskutiert werden:
Verzögerte Reaktivierung der Hypothalamus-Hypophysen-Ovar-Achse: Der Körper benötigt Zeit, um die hormonelle Steuerung wieder aufzunehmen.
Vorbestehende Zyklusstörungen: Frauen, die bereits vor Beginn der Pille unregelmäßige Zyklen hatten, neigen eher zu einer verlängerten Amenorrhö.
Funktionelle hypothalamische Amenorrhö: Bedingt durch Stress, Untergewicht oder hohe körperliche Belastung.
Endokrine Erkrankungen: PCOS, Schilddrüsenfunktionsstörungen oder Hyperprolaktinämie können zeitgleich vorliegen.
Alter und individuelle hormonelle Reserve: Die ovarielle Reserve kann Einfluss auf die Zykluswiederkehr haben.
Physiologischer Prozess der Zykluswiederkehr
Nach Absetzen der Pille steigt die Gonadotropin-Releasing-Hormon (GnRH)-Sekretion im Hypothalamus wieder an. Dadurch nehmen LH- und FSH-Werte zu, was die Follikelreifung im Eierstock anregt. Erst wenn ein Eisprung stattfindet und die Gelbkörperphase einsetzt, wird eine Menstruationsblutung ausgelöst.
Je nach individueller Hormonlage kann dieser Prozess Wochen oder Monate dauern.
Diagnostische Schritte bei ausbleibender Menstruation
Bleibt die Periode länger als sechs Monate aus, ist eine ärztliche Abklärung sinnvoll. Typische Untersuchungen umfassen:
Anamnese (Menstruationsgeschichte, Einnahmedauer der Pille, Vorerkrankungen)
Körperliche Untersuchung (BMI, Anzeichen hormoneller Veränderungen)
Hormonbestimmung (LH, FSH, Estradiol, Prolaktin, TSH, Androgene)
Ultraschall der Eierstöcke und Gebärmutter
Ausschluss einer Schwangerschaft
Diese Untersuchungen helfen, zwischen einer vorübergehenden Funktionsstörung und einer zugrunde liegenden Erkrankung zu unterscheiden.
Langfristige Relevanz
Eine Post-Pille-Amenorrhö kann auf eine bereits zuvor bestehende, aber durch die Pille maskierte Zyklusstörung hinweisen. Diese Tatsache ist für die Familienplanung relevant, da ovulatorische Zyklen Voraussetzung für eine spontane Schwangerschaft sind.
Aktuelle Forschung und Ausblick
Studien zeigen, dass die meisten Frauen ihre Menstruation innerhalb von drei bis sechs Monaten zurückerhalten. Länger andauernde Amenorrhö ist seltener, verdient aber Beachtung, um mögliche Ursachen zu identifizieren und gezielt zu behandeln. Forschungsprojekte befassen sich derzeit mit der Frage, ob bestimmte Hormonpräparate oder Einnahmedauern die Wahrscheinlichkeit einer verlängerten Zyklusunterdrückung beeinflussen.
Fazit
Die Post-Pille-Amenorrhö ist ein medizinisch relevantes Phänomen, das einer sorgfältigen Abklärung bedarf. Auch wenn sich der Zyklus in den meisten Fällen von allein normalisiert, kann das Ausbleiben der Menstruation auf tieferliegende hormonelle oder metabolische Störungen hinweisen. Ein Verständnis der zugrunde liegenden Prozesse hilft, den eigenen Körper besser einzuordnen und medizinische Schritte rechtzeitig einzuleiten.